Aktuelle Forschungsthemen Druck- und Medientechnologie

Modell zur Bewertung von Sicherheitsmerkmalen

Kontakt: Timo Raabe, M.Sc.

Die Marken- und Produktpiraterie nimmt zu. Dies bestätigt unter anderem der österreichische Produktpirateriebericht 2010 des Bundesministeriums für Finanzen (III-226 d.B). Die Folgen der Produktpiraterie sind wirtschaftliche Schäden, der Verlust von Arbeitsplätzen und im schlimmsten Fall gesundheitliche Schäden der betroffenen Personen [1]. Die negativen Auswirkungen sind Grund genug für den vermehrten Einsatz von Sicherheitsmerkmalen auf Verpackungen, Dokumenten, Tickets, Eintrittskarten und weiteren Produktgruppen. Doch anhand welcher Kriterien entscheiden sich die Hersteller für ein „geeignetes“ Sicherheitsmerkmal?

In der einschlägigen Literatur ist kein Verfahren zur Bewertung von Sicherheitsmerkmalen beschrieben. Für den Anwender und den Gesetzgeber fehlen Transparenz und Bewertungsmethoden von Sicherheitsmerkmalen und Produkten, die mit solchen ausgestattet sind oder werden sollen.

Das aufgestellte Modell basiert auf vier wesentlichen Elementen, die im Folgenden kurz erläutert werden:

  1. Zuordnung von Sicherheitsmerkmalen in eine Verifizierungsebene. Die Verifizierungsebenen beschreiben die Art der Überprüfung eines Sicherheitsmerkmals [2]. Sie stehen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Fälschungsschutz.
  2. Definition eines Sicherheitslevels für ein Sicherheitsmerkmal. Die Generierung eines Sicherheitslevels ist das Kernelement des Modells und wird quantitativ über die Verfügbarkeit (V), die Realisierbarkeit (R), das Anwendungs-Knowhow (A) und die Eindeutigkeit (E) gebildet.

Der Sicherheitslevel beschreibt somit den Fälschungsschutz für ein Sicherheitsmerkmal.

  1. Definition eines Schutzgrades für ein Produkt mit mehreren Sicherheitsmerkmalen. Häufig beinhalten zu schützende Produkte mehrere Sicherheitsmerkmale. Der Schutzgrad ist daher definiert durch die Summe der Sicherheitslevel aller auf dem Produkt befindlichen Sicherheitsmerkmale.
  2. Definition eines Gesamtschutzgrades unter Einbeziehung der Verifizierungsebenen. Der Gesamtschutzgrad stellt den erreichten Schutzgrad gegenüber den Verifizierungsebenen dar. Diese Gegenüberstellung ist sinnvoll, um den angestrebten Fälschungsschutz (Sollzustand) zu überprüfen.

Im Rahmen eines Drittmittelprojektes findet das Modell bereits praktische Anwendung. In dem Projekt sind bestimmte Produkte hinsichtlich ihrer Fälschungssicherheit zu untersuchen.

Im „Jahrbuch 2011“ des VDD (Verband Deutscher Druckingenieure) wird das vorgestellte Modell ab Seite 111 ausführlicher beschrieben: http://www.vdd-net.de/index.php/publikationen

[1] Produktpirateriebericht 2010 (III-226 d.B.). Dem Bundesministerium für Finazen vorgelegt von Dipl. -Ing. Josef Pröll

[2] Verpackungen ein integraler Teil der Markenschutzstrategie von Unternehmen? Eckhard Braun, MAN Roland Druckmaschinen AG

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